29.04.2009

Ultralangmeisterschaften ...

von Andreas Lenk

...hieß der Wettkampf eigentlich nicht, über den ich Euch hier im Folgenden berichten möchte. Allerdings werden die meisten aus eigener Erfahrung wissen, dass die SAXBO bisher jedes Jahr eines der anstrengendsten Wettkampfwochenenden überhaupt gewesen ist. Daran sollte sich auch 2009 nichts ändern. Die sächsische Jugend nutzte dieses Mal den zeitgleich stattfindenden JJLVK als clevere Ausrede, ich vermute, es hat im Betreuerteam wohl einer mit der SAXBO 2010 gedroht, falls nicht alle Pokale nach Sachsen kommen...
Da Initialen nun mal verpflichten, hatte ich mich üblicherweise auf der H21AL-Strecke gemeldet. Als ich dann irgendwann im Vorfeld bemerkte, dass es keine Elitekategorie geben würde und ich somit auf der längsten möglichen Bahn starte, bekam ich angesichts meines momentan eher relaxten Trainingszustandes schon ein etwas mulmiges Gefühl in der Magengegend. Zum Glück war wenigstens das Wetter absolute Spitze, man musste also keine Erfrierungen befürchten, sollte man vor Schwäche im Wald umfallen und liegen bleiben. Am Start bemerkte ich Nora hinter der Absperrung, in „zivil“, d.h. ohne Laufkleidung, stattdessen mit einem Fotoapparat ausgerüstet. Im Nachhinein sicher nicht die schlechteste Idee...

Die Strecke erwies sich als sehr knifflig. Angegeben waren 9,5 km bei 485 Höhenmetern. Nach einer Einlaufrunde ging es dann auch gleich in die Felsen, und zwar gehörig. Die Zittauer Veranstalter hatten sich dem eigentlich eher aus Tschechien stammenden Brauch, möglichst viele Posten in möglichst unzugänglichen Felsspalten wild zu verstreuen, sehr gut angepasst. Ich gab mir wirklich allergrößte Mühe, die Karte so gut wie möglich zu lesen. Dennoch konnte ich nicht vermeiden, diverse Schlotten hinabzukraxeln, nur um unten am verbleibenden Sprung von ca. 3m zu scheitern und wieder hinaufzukraxeln. Nächste Schlotte, nächster Versuch, neues Glück oder auch nicht. Ein großes Plus mit Sternchen nach Zittau, für das eigentlich eher Saxbo-untypische, gute Kartenpapier. Bei der Papierqualität manch vergangener Jahre wäre ich wohl nicht ins Ziel gekommen... Aber zurück zum Lauf: Aufgrund steigender Orientierungslosigkeit meines zentralen Nervenapparates entstand eine spontane Dehnung des Raum-Zeit-Kontinuums. Am Posten 11 von 23, noch deutlich vor der Hälfte der Strecke, zeigte meine Uhr schon auf 70 min und über 500 erklommene Höhenmeter. Dafür hatte man dort aber einen sehr schönen Blick auf die Burg Oybin, und war irgendwie stark versucht, sich einfach unter die Touristen zu mischen und den Lauf zu vergessen. Dass ich dies nicht getan habe, bereute ich erst später, etwa als ich bei einer Laufzeit von ca. 2 Stunden Posten 18 auf dem Jonsdorfer Berg gerade erstolpert hatte, meine Uhr inzwischen etwa 800 zurückgelegte Höhenmeter anzeigte und immer noch ein nicht unerhebliches Wegstück vor mir lag. ---

Der zweite Tag konnte dies erwartungsgemäß nicht toppen. Obwohl dieses Mal wirklich echte Tschechen als Veranstalter fungierten und die Streckenlängen bei vergleichbaren Höhenmetern etwas länger ausfielen, waren die Laufzeiten im Schnitt deutlich kürzer. Nur der Vortag steckte noch allen in den Knochen, bei mir in Form eines OL-Schuh-Hinterstückes auch im Fleisch. Diesmal steckte ich auch vorsichtshalber etwas Power-Gel ein, das dann aber am Getränkeposten eher das Gegenteil des erhofften Effektes bewirkte: Durch die eingelegte Esspause fuhr der Puls runter und die Fußschmerzen hoch. Aus diesem Zustand befreite mich dann erst geraume Zeit später ein mich überholender, mir bekannter Oler, den ich dann doch nicht so davonziehen lassen wollte. Alles in Allem: Es hat sich mal wieder voll gelohnt, die sächsisch-böhmischen OL-Tage zu besuchen!!!

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