25.01.2010

Aus dem Leben eines Ski-OLers Teil 1: Wuttis Ski-Alpin-OL

von Wieland Kundisch

„Es geht (alles, immer) nur bergab.“, sagte unser Wutti, Thomas Wuttig mal wieder mit seinem herzhaften Lachen. Dabei sei bedacht, dass das für die Hälfte der Strecke entgegen der Lauf- und Schieberichtung gilt und das teils steil.

Der (1.) Deutsch(-Tschechisch)e Ski-Rogain-Senioren-Meister, mit Postler Jens Leibiger drittes punktbestes Herrenteam, 4. gesamt, legte auf wieder meist weißer Karte mit grünen und braunen Linien vom Kahleberg durchs Hoffmannsloch weite Postenverbindungen und viele kurze, knifflige beim Biathlonstadion, so dass die längste Bahn mehr als 14 km Luftlinie misst, wobei er meinte, es könnten 20 km – individuelle Schneespuren – werden, geworden sein – plus viele (positive) Höhenmeter. Zur Übersicht bekam jeder der fast 50 Winterwetterfestgeprüften eine 1:10.000-Karte von der auf eine bzw. zwei weitere 5.000er Karte(n) und zurück gewechselt werden musste, was das Durchblickbehalten wiederum etwas erschwerte und Zwischenstopps erforderte bzw. notwendend erlaubte. So viel Kopfarbeit ließ manche Füße gar kalt bleiben.
Als Bahnleger fuhr er in den letzten Wochen auch alle änderlich klassifizierten, genutzten Pisten ab und Ski-OL-typischerweise teilweise schwer markanten Postenstandorte an (Weg kreuzt Höhenlinie).

Dass Posten auch keine Skier haben, weiß Wutti und jedes OL-Kind. Und was ist naheliegender, als mit dem Postenmaterial die Kundischen Männer einzuladen? So kamen wir zu einem Training vor dem (Meister)Training – das besonders im geschickten Gummi-geknotet-durchs-SI-Stationenloch-Einbändeln und samt Schirm und Sicherheitsmarke An-schneebedeckten-Baum/Pfahl-binden bestand, wobei wenigstens meine Hände – bei Heiko( Gossel)s versprochenen minus 10° C – mal aus ihren Schuhen mussten. – Erkältungsviren müssen doch auch irgendwann erfrieren, oder?
Das Heiko es quecksilbergenau vorhersah, bestätigte das Thermometer am Posten 42, das da hing, wo die Biathleten schoßen, zumindest bevor unser „Wettkampf“ startete.
Die Traube Ski-OLer an der Start-Ziel-Kreuzung erregte erste Langbretterwanderergemüter, manchen Biathleten fuhren manche unserer mit-Hilfe-Karten-Skifahrer dagegen kein Ski. Vielleicht schien es denen so, da wir ihnen gelegentlich entgegen ihrer (breiten) Einbahnloipen rutschten. Aber wir waren auf der sicheren Seite: Der Stadions-Herr Rolf Heinemann (Robotron) lief unser Rennen mit.

Der Meute nachjagend und sicher weil mir Einzelne entgegen orientierten, überfuhr ich zum 1. eine Kreuzung – so schnell, dass ich einen Umweghacken in Fahrtzeit nahm. Zur 2 dann passierte ich tatsächlich flüchtig skifahrende OLer ohne Wuttis Karten. Um das glauben zu können, wählte ich das erste Stück Route zum 3. ihnen nach. Ab dort, mit größerem Maßstab weiter, machte ich Schlenker in der Art: Kenne ich, fuhr ich vorhin lang, trotzdem guck ich nochmal auf die Karte, kurz, schließlich muss es schnell gehen, ich schnell sein, oh, da geht’s ja nirgendwo durch, zurück, außenrum, hä, was is denn das für’n Wesch, verflixt, da ging ja doch einer quer...
Und dann wieder lange Schläge und so ’ne Gedankenschlange: Hm, eine Abkürz-Schneise?, nein, sei nicht dumm, mach neue Fehler, schwarze Pisten sind (hand)schmerzgefährlich. Zudem gehen die bei Wutti ja alle bergab. Demnach skatete und schob ich mich rückwärtsgesehen weiter Berge runter. Oben auf dem Kahleberg dann gabs eh nur den Posten von letzter Woche und außer Nebel nichts zu sehen. Egal, die Aufgabe lenkte den Blick doch gen Karte(nbrett) und auf die eine angekündigte, zum Schneefallglück wenig steinige Abfahrt. Mancher schnallte trotzdem ab.
Nun denn, wer es gemeldet und bekommen hatte, musste noch einmal stockschlaufengelenkt eine Schlaufe orientierungsskilaufen... Jetzt endlich kannte auch mein Orientierungsinn die um-die-Schießhalle-Schlaufen und „meine“ Posten. Aber das nebenbei-Skilaufen schlaufte doch! Dann wenigstens nicht noch einmal Kartewenden – die letzten Pistenposten gehen aus dem Kopf und das gingen sie. Juhe, beim eisweißen Wutti zielen und gut? Nicht ganz.
Erst auch noch einmal beim Warten auf die Ausdauernsten auskühlen und dann neben einem freundlichen „Ehemaligen“ die übrigen Posten einpacken, bevor sie wer einpackt. Wer wie Wutti.

Schwedische Ski-OL-Kartenhaltebretter bekommt man zwar günstiger als TU-Ehrensportler, aber so praktisch sie sind, eine Meistergarantie sind sie nicht. Jedenfalls folgen Meisterschaften (damit) – nach gemeinsamen nun auch einzelne, erst Tschechische, dann Deutsche. Es geht eben nicht bloß bergab –
mit dem deutschen OL. Dank Wutti auch ab und an bergauf.

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