01.05.2013

Zitternde Beine am Fuße des Zittauer Gebirges

von Wieland Kundisch

Irgendwann wollte ich ihn mal mitmachen, den Zittauer Gebirgslauf. Alt genug für die lange Strecke von rund 35,3 km mit höhstens 880 hm war ich mittlerweile. Und die Anreise sollte sich ja lohnen. Da die Ultralang, die im OL, ausfiel, fand ich in ihm einen reizvollen Ersatz. So von meiner grob angepeilten Laufzeit her.
Für Vereinsläufer Stephan Hübner geht dort nichts mehr unter den 35 – außer eben gar nichts nach heftigem Schnupfen.

Vor Ort dann mehr vertraute OLer-Gesichter, als ich mir vorgestellt hatte. Einzelne noch vertraut vom Vortag. Ich war also nicht alleine Verrücktester.
Jeschken-Kreis-Kurzstreckenmeisterschaft im OL von Dresden aus gleich hinterm Erzgebirgskamm. Mit dabei eine kleine TU-OLer-Schar, die zur abgerundeten Hälfte auf die Podesttreppe bzw. in die Medaillenränge lief: Helmut gewann in fast-Sprintzeit, ich Silber und Heiko sowie Conny trotz unzufrieden wegen Fehlern jeweils Bronze samt Kuhglöckchen. Zahlreich vertreten unsere Anfang-Juni-Deutsche-Mittelmeisterschaft-Veranstalter Robotron und Ultralang-wegen-Waldabholzung-nicht-Veranstalter Lengefeld, zugleich Partnerstädter vom Wettkampfort Osek; bei einem herzlich feinen, mich stellenweise an Slowenien erinnernden OL von Teplicern mit besonderem Zieleinlauf „übers“ Wasser.

Derart erwärmt lief ich Sonntag von Olbersdorf in neblige Waldeshöhen. Die Beine zitterten erst einmal nicht mehr bei kühlen 4 Grad – und/oder vor Aufregung? –, sie bewegten sich. Ich wunderte mich anfangs über mehr Asphalt, als mir lieb war, mochte ich deshalb doch zur gleichen Zeit nicht den Oberelbemarathon vor der Haustür laufen wie 9 meiner OL-Vereinsmitglieder. Ah, Streckenänderung samt 900 m kurzer Streckenverlängerung um ein Waldgebiet, aber dann durfte ich endgültig hinein, in mein Element, in das der OLer. Im Verdacht hinterm Zweiten zu laufen, verlor ich an zwei, nicht nur Unkundigen unzureichenden, Ausschilderungsstellen unsicher geworden Zeit.
Am ersten steilen Anstieg nach etwa 12 km kam der letztliche und Dauersieger. Nicht lange nahm er mir das „Orientieren“ ab.
Ich wähnte mich nun also als Vierter. – Da war doch einer losgeprescht hinter Führungsradlern, wovon ich einen in stiller, schöner, diesiger Waldatmosphäre bergab Matsch ausweichend überholte, da er sein Rad auf einem leeren Schlauch schob.
Cola, Sprudelwasser, ... am Erfrischungsstand. Dann schon lieber „Schleim“.
Zwischen kleinen Ortschaften mit einzelnen Anfeuerern führte die Strecke an die und der Grenze, auch auf wurzligen Wegen so richtig hin und (treppauf) hoch zu Sandsteinfelsen. Mit theoretisch möglicher Weitsicht. (Auf der Rückfahrt lag das „Streckenprofil“, der Gebirgszug dann frei unter Wolken.)
SAXBO-Postenvormarkierungen sah ich keine.
Kontrollpunkte hatte die Strecke. Gestempelt wurde man als „35er“ 3-mal, die Startnummer. Wie ewig ist das Stempeln beim OL her? :-)
Nach 22 km ungefähr ein „Zusammenfluss“ – inmitten von nach uns Gestarteten „17ern“. Sie zu überholen spornte mich an. Nach gemeinsamen reichlich 5 km – mit einem Anstieg, der wohl alle zum Gehen zwang – trennte uns das Schild: noch 5 bzw. 10 km. Das spornte mich, naja, weniger an. Aber was sind schon 10 km? Nach 25 km? Ich lächelte und lief. Ein Kilometer später Verpflegung mit der Auskunft: noch 7 km und ich sei Dritter. Beides unstimmig? Egal. Die vorne liefen wohl außer Einholweite und mindestens einer war mir dicht auf meinen Fersen. Und vor diesen und oberhalb von ihnen zog es. Ich wollte es schaffen und genießen. Und tat es.
„Andeutungen“ falsch abzubiegen machten den Hintermann eher zum unmittelbaren Mitläufer. Am 6. Getränkeposten brauchte ich nun auch nix mehr. Langsamere „Halbe“ und wir flossen für die letzten knapp 3 km neben den Dampflokgleisen von Obyin zurück zum Sportplatz wieder zusammen. Als mein direkter Nebenstreiter mein Vordermann wurde und „noch 2 km“ am Wegesrand stand – kein Sprint-OL mehr, entschied ich mich für einen Zielspurt. Und lief so noch einem bekannten, frühlingsgrünen TU-OL-Rücken auf.
Ziel. Die Zeit lief auf dieses hinaus und ich halt mit.

Von einem Zittauer TU-OLer empfangen, spürte ich das Zittern meiner Beine kaum. Anstrengung und Erleichterung verliefen sich.
Ein abgerundetes Viertel von uns lief erkrankt, wenn auch vor Ort, nicht. Sven Klose hatte das Pech, nachdem seine Frau Christina Holfeld letztes Jahr schlimm gestürzt war, umzuknicken und mit verdicktem Knöchel langsamer das lange Rennen zu beenden. An der Stelle danke ich euch beiden Langstrecklern (und Duathleten) besonders für eure moralische Einstellung auf den Lauf. Die abgerundete Hälfte der laufenden TU-OLer platzierte sich in den Ersten 6: Anton Holfeld auf 4 km in der männlichen U14 4., Christina 5. Frau auf den 35 km und ich doch Dritter.
Mit Preisen sparten die Veranstalter nicht zur 40. Jubiläumsauflage. Gutscheine, die zum SAXBO eingelöst werden könnten – oder später.

Tschechien, wir kommen und kamen wieder, am Mittwoch, Samstag...
Aufwiedersehen, Zittauer Gebirge, bis Samstag, Sonntag.
24er, unser Team ist bereit, vorbereitet.

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