11.07.2017

WM in Estland - ein Erfahrungsbericht

von Paula Starke

WM, das war für mich bis vor Kurzem noch was für die Großen, die Älteren, Erfahrenen. Mein Ziel für diese Saison war es, läuferisch schneller zu werden und ein bisschen reinzuschnuppern in die internationale Elite-Welt mit Weltcups, echten Sichtungsläufen und richtig langen Langstrecken. Zur WM-Vorbereitung und -Sichtung war die Nationalmannschaft dieses Jahr schon zweimal in relevantem Gelände zum Trainieren - mit dabei neben mir auch Anna Reinhardt und Patricia Nieke als Vertreter der Grünen im grünen Estland. Nun ja, insgesamt lief es für mich nicht schlecht und am Ende kam ich tatsächlich ins Team, worüber ich mich wahnsinnig gefreut habe. Neben der Wald-Staffel sollte ich zunächst beim Sprint-Einzel und der Mixed-Staffel starten - letztere bisher nicht unbedingt meine Lieblingsdisziplinen. Aber Nominierung ist Nominierung und ich wusste, dass ich das mit der richtigen Einstellung hinkriege. Tatsächlich habe ich es geschafft, gut vorbereitet, mit schnellen Beinen und riesiger Vorfreude an den Start zu gehen. Nach der langen Anreise am Mittwoch ging es gleich los mit einem Spaziergang durch Tartu. Mit den beiden erfahreneren deutschen Sprintern Marvin Goericke und Felix Späth erkundete ich dann am Donnerstag weiter wandernd das Wettkampfgelände (da der größte Teil nicht gesperrt war) und wir diskutierten mögliche Routenwahlen bis mir der Schädel brummte.

Viel ist davon nicht hängen geblieben, dafür war ich dann vielleicht doch zu aufgeregt, als es am Freitagnachmittag mit der Sprint-Quali endlich losging. Spaß gemacht hat es, aber klar denken konnte ich nicht. Zwei Fehler am Anfang waren zu viel und mein Lauftempo noch zu niedrig, so dass ich mit meiner Zeit recht deutlich das Finale verpasste. Aber das hätte auch alle Erwartungen übertroffen.

Das Staffelgelände in Vitipalu hatte es mir schon bei der Vorbereitung und Spaziergängen mit Street View angetan: steile Hänge, Wiese und Wald statt enger Gassen. Die Angst vieler Anderer vor den Höhenmetern hat mir irgendwie Selbstvertrauen gegeben. Außerdem hatte ich alle Nervosität anscheinend schon am Freitag aufgebraucht. Ein tolles Gefühl, wenn am Tag X auch der Kopf mitmacht. Alles lief wie geplant. Komplett im Flow. Klar war die Führungsgruppe bald weg, aber da war noch die Französin, da die Lettin direkt vor mir und sie lief auch nicht bedeutend schneller. Sehr motivierend ;) . Beim Rest des Teams lief es nicht ganz so perfekt, aber doch gut genug, dass wir uns gemeinsam freuen konnten. Die Stimmung hat mir ohnehin die meiste Zeit gut gefallen, gut gelaunt und unaufgeregter als bei der Jugend, aber dabei voll fokussiert und ernsthaft.

Danach kamen ein paar entspanntere Tage mit Model-Events, GPS-Gucken, ein winziges bisschen Uni-Lernen zwischendurch und viel gespannter Erwartung. Ein bisschen zu viel. Ist nicht einfach für den Kopf, nur einen Lauf vor sich zu haben und so viele Tag nur zuzusehen und sich zu überlegen, wie man das wohl selbst hinkriegen wird in dem hoch anspruchsvollen Gelände. Dazu kam noch, dass wir nach der Mitteldistanz entschieden, dass ich, statt Arntraut, die Startstrecke der Staffel übernehmen sollte (geplant war ich auf Position 2). Sie wollte verständlicherweise nach ihren katastrophalen Läufen nicht noch einmal in den Wald. Nach der geglückten Sprint-Staffel hatte ich kein schlechtes Gefühl dabei, aber eine etwas stressige Umstellung war es schon, so kurzfristig. Am Ende kam vieles zusammen. Am Morgen schon fühlte ich mich etwas unwohl, beim Laufen dann richtig schlecht, schlapp, krank. Trotz beschwörenden Selbstgesprächen und motivierenden Worten der anderen, stürzte ich mich am Ende wohl doch noch nicht selbstbewusst genug in den Dschungel. Fehler über Fehler, wenn auch keine riesengroßen und nicht viel mehr als so manch anderer sich leistete. Aber wenn man dazu noch läuferisch nicht auf der Höhe ist, wird der Rückstand schnell ganz groß. Ob ich tatsächlich irgendeinen Infekt eingesammelt hatte oder was sonst nicht stimmte, kann ich nicht genau sagen, inzwischen geht es mir jedenfalls wieder gut.

Was soll‘s, kein Platz zum Demotiviertsein, die Erfahrung war es auf jeden Fall wert, die nächsten Wettkämpfe kommen bald und bis dahin ist viel zu tun. ;)

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