19.08.2018

Hitze, Hahn und Höhenmeter - Bericht über das Sachsenkader-Sommertrainingslager 2018

von Paul Hempel

„Sch**ß mal auf Fußball, Deutschland kann jetzt OL“ – so kommentierte Franz Gawlitza das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft aus der Fußball-WM 2018 und den Sieg von Colin Kolbe auf der Sprintdistanz bei der JWOC. Wie bezeichnend also, dass fünf Tage später, während rundherum die Franzosen ihr Team im Fußball-Finale anfeuerten, der Sachsenkader inklusive Gästen auf der Autobahn dem jährlichen Sommertrainingslager entgegenschwitzte. Ziel dieses Mal: der Ort Gérardmer in den Vogesen, einem Mittelgebirge in Ostfrankreich.

Gleich die erste Trainingseinheit am nächsten Morgen hatte es dann auch entsprechend in sich: Unter dem Titel „Rock and Stone“ ging es die felsigen Hänge hoch und runter, kreuz und quer, bis selbst der Bahnleger meinte: „Auf der Beamerleinwand sah das alles noch irgendwie eindeutiger aus.“ Am Nachmittag gab es dann beim (nicht ganz) Isohypsen-OL erste Bekanntschaft mit den örtlichen Skihängen; es folgten vier weitere Tage mit den verschiedensten Trainingsformen, darunter Paar-OL, der alljährlichen VFFP(viele falsche fehlende Posten)-OL und natürlich die heiß umkämpfte Abschlussstaffel voller dramatischer Wendungen – in der Regel auf Kosten der Läufer des OL Görlitz. Die nach all den Höhenmetern dringend notwendige Erholung gab es mit einem spannenden Stadtsprint am Ufer des Lac de Gérardmer (Gerüchten zufolge sollen einige wenige auch die Badenachmittage an selbigem sowie dem nahegelegenen Lac de Longemer als Entspannung vorgezogen haben).

Begleitet wurden Training und Freizeitprogramm dabei jeden Abend von einer abwechslungsreichen, mehr oder minder gemeinschaftlich zubereiteten, aber immer vorzüglich schmeckenden Kost (Highlight: Eierkuchen) sowie einer von Emil Friedländer hervorragend angeleiteten Stabi- und Dehneinheit (Highlight: der allseits beliebte 3,5- bis 5-Minuten-Plank). Und wer noch gesunde Knöchel und Energie übrig hatte, konnte die beim allnachmittäglichen Fußballspiel loswerden.

Nach der Staffel als abschließendem selbstorganisierten Lauf stellte man sich bei den letzen beiden Etappen des 3 Jours O‘Saone Training Camps in Vorbereitung auf den OOCup erstmals dem Regen sowie der französischen Konkurrenz; anschließend ging es am Montag, schwer bepackt mit neonpinken T-Shirts und allerlei anderen vom Veranstalter großzügig verteilten Preisen, weiter nach Hauteville-Lompnes, einem kleinen Ort im Süden des Jura-Gebirges, bekannt für seinen Zeltplatz mit angrenzendem Fußballfeld und das im Preis inbegriffene Freibad mit Rutsche, Wasserfall und Sprudelanlage sowie als Austragungsort des OOCups 2018. Die umliegende Gegend zeichnet sich durch die Jura-typischen Kalkfelsen aus, abgesehen davon umfasst sie auch das Gebiet mit der höchsten Bevölkerungsdichte an Luchsen in ganz Frankreich – mein Bruder kann das bestätigen.

Der erste Lauf im neuen Gelände war das treffenderweise von einem Bergsprint eingeleitete offizielle model-event – dabei ist der Begriff „Model“ in diesem Zusammenhang weniger als „beispielhaft“, sondern eher als „unrealistisches Schönheitsideal“ zu verstehen, denn von den in diesem Lauf versprochenen klaren Höhen und der guten Belaufbarkeit war beim eigentlichen Wettkampf eher wenig zu finden. Stattdessen boten die Strecken zunehmend größere Anteile von feinkuppiertem, steinigem und allgemein technisch anspruchsvollem Gelände, das so manchen Läufer zum Verzweifeln brachte und so gut wie niemanden völlig fehlerfrei aus dem Wald ließ. Das alles gipfelten schließlich in der vierten Etappe, bei der die gewohnt diffizilen Höhen nun auch noch am Hang und im Regen bewundert werden durften – nach der sengenden Hitze der vorherigen Tage eine zwar sehr nasse, aber dringend notwendige Abkühlung. Insgesamt war das Terrain trotz allen eventuellen zwischenzeitlichen Frusts eine willkommene Abwechslung von den doch oftmals nur allzu eindeutigen Hängen der deutschen Wälder und allemal eine interessante Herausforderung. Und für diejenigen, die bereits an Heimweh litten, löste die fünfte Etappe dann doch noch endlich das Versprechen des model-events ein und entließ die Läufer mit einer einfacheren, aber dafür umso rasanteren Strecke und der damit einhergehenden ganz neuen Problematik des Gegenverkehrs ins wohlverdiente endgültige Ziel.

Ganz oben auf den Ergebnislisten standen neben dem sächsischen Nachwuchs auch zahlreiche weitere TUler und andere deutsche Läufer, die zum OOCup angereist waren; die besten Platzierungen für den USV errangen dabei Anna Holfeld, die souverän die D10 und den damit verbundenen Käse gewann, gefolgt von Luise Hempel auf Rang fünf, außerdem Vincent Kunckel und Marek Siegert, die in den Klassen H12 und H14 jeweils den achten Platz belegten und Konstantin Kunckel, für den es am Ende trotz zwischenzeitlicher Führung leider „nur“ für Platz fünf in der H16 reichte. Lisa Löhning konnte als eine von drei gewerteten LäuferInnen (von ursprünglich 45) die offene Kategorie „Beginners“ für sich entscheiden. Weitere starke Ergebnisse erzielten Karin Schmalfeld (Platz eins in der D35), Leif Bader (Platz zwei im männlichen Pendant), Heidrun Finke (Zweite in der D60), Wieland Kärger und Wiebke Sihvers (Platz drei in den Kategorien H40 und D50), Bojan Blumenstein, Anke Müller und Achim Bader (Vierte in der H21E, D50U bzw. H70) sowie Emil Friedländer und Nils Schmiedeberg (Fünfte in der H20 und H50).

Und nachdem dann der letzte Sieger und fleißige Helfer geehrt, das letzte Mal der ISS gewunken worden war und sich der letzte deutsche OLer auf Französich von den slowenischen OOCup-Organisatoren verabschiedet hatte, ging es nach zwei Wochen Frankreich-Trainingslager schlussendlich nach Sachsen zurück (oder in den Privaturlaub) – diesmal ganz ohne frenetische französische Fußballkommentatoren im Radio.

    Ergebnisse 3 Tage Trainings-OL Saone - Gesamtergebnisse OOCup - Fotos von Peter, Brit und Pompes - Bericht Sachsen-OL-Seite