TU-OL noch und nöcher - Lange Nacht der OLerschaften mit Sprint in Roßwein und BRL bei Siebenlehn
„Ich fand´s grandios“, so könnte das DBK-Nacht-Zielteam mich zitieren, würden die fleißigen, in der Kälte und Nacht ausharrenden Helfer selbst diese Zeilen zum vergangenen Wochenende zu Papier bringen. Als ich bei sternenklarem Nachthimmel die Ziellinie passierte, fasste ich in spontaner Freude über meinen ersten Nacht-OL seit ziemlich langer Zeit dieses Fazit und blieb auch dabei. Allerdings hatte man von den restlichen 275 Startern solch einen Satz an diesem späten Märzabend noch nicht so häufig gehört, wurde ich sogleich unterrichtet. Die Nacht war lang, dank der von Sophie Kääriäinen gekonnt klassisch konzipierten Strecken und dem das Lauftempo mindernden Geäst und Gebäum, das in großer Zahl den Waldboden säumte.
Im vergangenen Jahr tobten die Stürme hier so heftig, dass dem USV TU Dresden als Ausrichter nichts anderes übrigblieb, als den Wettkampf abzusagen und ins kommende Frühjahr zu verlegen. In den Wochen vor der diesjährigen DBK Nacht, die von Corinna „Rinni“ Nieke und ihrem Öffentlichkeitsarbeitsteam allseits mit dem Slogan „Jetzt aber wirklich“ beworben worden war, rauschten wiederum wütende Winde durch die Waldzellen des Zellwaldes bei Siebenlehn und ließen die Organisatoren ein weiteres Mal zittern. Schließlich gab jedoch die Forstbehörde am Montag vorher den Wettkampfwald frei, sodass das Spektakel beginnen konnte. Spektakulär waren nun allerdings die weitreichenden Folgen des Sturms, die sich vorrangig in umgestürzten, querliegenden Bäumen und jeder Menge Bruchholz äußerten. Manch einen Läufer ließ das Beineheben, Drumherumlaufen und trotzdem die Richtung Halten daher an seine Grenzen kommen. Die Dunkelheit (vor allem bei Lampenausfall) und wohl nur noch einstellige Temperaturen taten ihr übriges.
Anderen schienen diese Komponenten aber weniger Schwierigkeiten zu machen, Paula Starke flog regelrecht durch die Nacht und wurde mit reichlich Vorsprung Nacht-Beste vor Arntraut Götsch (aus Norwegen angereiste USV Jenaerin) und mir (meine Beine hatten erfreulicherweise „untrainiert“ in dieser Nacht als „ausgeruht“ definiert). Bei den Herren gewann Ole Hennseler (MTV Seesen) vor Marvin Goericke (Berliner TSC) und Toby Scott (OLV Steinberg). Souverän siegreich von TU waren neben Paula (DE) auch Elsa Marie Barthel (D16), Marek Siegert (H16), Cedrik Klein (H20) und Kerstin Hellmann (D55), zweite Plätze ergatterten Tomi Kääriäinen (H35) und Heiko Gossel (H50). Nach und nach und vor Mitternacht schafften es dann auch alle anderen wieder aus dem Wald heraus und auch der letzte Waldbezwinger bekam noch herrlich wärmenden Zieltee eingeschenkt. „Wir sind hier bei TU! Wir können zwar nicht die Bäume wegzaubern, aber warmen Tee können wir euch machen“, kommentierte schmunzelnd Pia Schoffer, ihrerseits nachmittägliche DPT-Sprint-Gesamtleiterin und mit Sprint-Bahnlegerin Patricia „Patschi“ Nieke nun zur Teeausschenkerin Aufgestiegene, die Nachfragen der zurückkehrenden Nachtläufer.
Vor der Nacht hatte die TU-Jugend einmal mehr (größtenteils) das Organisationszepter an sich genommen und einen Parktour-Sprint im kleinen aber feinen Ort Roßwein ausgerichtet. Die aus dem ganzen Bundesgebiet angereiste OLerschaft erstaunte die Ortsbewohner mit der kurzzeitigen Überbevölkerung ihrer Straßen und Hinterhöfe. Ein besonderes Highlight wurde das Labyrinth am Ufer der Freiberger Mulde, in dem fast alle Altersklassen bis zu drei der fünf ausgeklügelt postierten Posten anzulaufen hatten. Der aus noch blätterlosen Hecken bestehende und trotzdem durchsichtig-unübersichtliche Irrgarten wurde durch einen vergrößerten Kartenausschnitt gewürdigt, schaffte es aber dennoch zielsicher, manchen Läufer zu verwirren. Die schnellsten Sprint-Zeiten erlief bei den Damen Anicó Kulow (Berliner Turnerschaft) und bei den Herren Toby Scott (OLV Steinberg). TU trumpfte vor allem in den Jugendklassen auf: mit Raphael Kunckel und Aiko Klein (1. und 2. Platz H10), Anna Holfeld (3. D14), Vincent Kunckel und Jonas Kögler (1. und 3. H14), Elsa Marie Barthel (1. D18), Konstantin Kunckel und Paul Hempel (1. und 3. H18). Weitere Podestplätze sicherten sich Friedmar Richter (2. H35), Cornelia Eckardt (2. D45), Sven Klose (3. H45) und Hagen Nieke (3. H55).
Für den weiteren Nachmittag war dann seitens der TU-Helfer Posteneinsammeln im Sprintgelände, Postensetzen im Nachtgelände und sonstiges Treffen letzter Vorbereitungen für den reibungslosen Wettkampfverlauf angesagt. Für die Läufer hieß es erst einmal ausruhen und Krafttanken, Lampen- und Uhrenladen, rechtzeitig viel (Nudeln) essen und den eigenen Start nicht verpassen. Der ein oder andere Sprinter sparte sich allerdings die turbulente Nacht und kehrte ausgeschlafen morgens zum BRL über die Langdistanz wieder, zu dem ca. 550 Läufer gemeldet waren.
Vermutlich das Gegenteil von ausgeschlafen, aber hochmotiviert und umsichtig für alles unerwartet Auftretende waren neben dem unermüdlichen Gesamtleiter René Hellmann und den Teil-Chefs mit ihren Teams Kay-Uwe Kaufmann (Karte/Bahn) und Diethard Kundisch (IT) die nächtlichen Postenholer, die früh vorm Aufstehen der Wettkämpfer schon wieder neue Posten in den Wald setzten. So konnte dann pünktlich 10:30 Uhr die zweite lange Distanz des Wochenendes starten. Die diffizil durchdachten Bahnen von Wieland Kundisch ließen die Starter noch einmal ausgiebig das Gelände begutachten, die längsten Strecken kamen sogar in den Genuss eines Kartenwechsels. Die Beine waren über Nacht dann doch deutlich schwerer oder aber die Brombeeren dichter und der Bruchholzteppich höher geworden. Bei Tageslicht war dessen Ausmaß plötzlich um einiges deutlicher auszumachen.
Ob die Kompass-Routen dadurch einfacher wurden? Hier und da war nach dem Lauf zu hören: „In der Nacht war´s einfacher, da haben die Posten schon so schön reflektiert, wenn man ins Dickicht reingelaufen ist“. Am besten wieder umschalten auf Feinorientierung konnte bei den Herren Marvin Goericke, der vor Teodor Yordanov (OC München) und Philipp Müller (Post SV Dresden) gewann. Bei den Damen lief „unsere Estin“ Kerstin Uiboupin „ausgeruht“ Bestzeit wiederum vor Arntraut und mir. Aufs Podium kamen zudem Anna Holfeld und Finja Helling (1. und 3. D12), Gesine Rimpel (3. D14), Tina Rickmeyer (3. D19AL), Kerstin Hellmann (1. D55) und Ingrid Grosse (2. D75) und bei den Herren Karl Rudolf Jobke (1. H10), wobei Raphael Kunckel hier auch schnell unterwegs war, seine Zeit aber voreilig von der Kinder-OL-Löschstation geschluckt wurde, Konstantin Kunckel (1. H16), Cedrik Klein (3. H20) und Alexander Lubs (3. H50).
Der Hingucker des Wochenendes war jedoch (nicht nur bei der Siegerehrung durch die gewohnt zahlreichen guten Platzierungen von TU, sondern das ganze Wochenende hindurch durch die geballte Anwesenheit vieler fleißiger Helfer) die neue Kollektion an TU-Jacken, -Westen, -Stirnbändern, -Lauf- und -Präsentationsshirts! Die Fraktion „Vereinskleidung“ um Rinni und Sophie hatte es irgendwie geschafft, die Lieferung doch noch rechtzeitig nach Dresden zu bekommen und so erstrahlte an diesem grandiosen Wochenende alles in neuem TU-Grün.
Ergebnisse - Fotos der Bahnlegerin vom Sprint (im Irrgarten) - Fotos vom Sonntag - noch mehr Fotos BRL