23.04.2019

Heidnische Bräuche: Prager Ostern 2019

von Friedmar Richter

Bunt bemalte Eier verstecken, Güldene Schokohasen mit Glockenhalsband vertilgen oder im Anzug von Dorf zu Dorf reiten und dabei überall ein Schnäpschen trinken: Zu Ostern werden traditionell zahlreiche Bräuche gepflegt, die von außen betrachtet etwas seltsam anmuten. Ein weiterer dieser Bräuche, der seinen Ursprung vermutlich eher bei babylonischen Naturvölkern als im Christentum hat, ist es, jedes Jahr auf's Neue über die Osterfeiertage ins Böhmische zu pilgern, um dort an allen möglichen und unmöglichen Felsstandorten Kontrollposten zu suchen.
Und so war es auch dieses Jahr unumgänglich, dass sich eine vornehmlich sächsische Prozession, unterstützt von einigen hessischen und Berliner OLern in Richtung Kozly bei Ceska Lipa aufmachte, um dieser Tradition zu folgen.
Die meisten von ihnen sind Wiederholungstäter, viele kennen sogar schon so ziemlich jede Karte und dennoch macht es immer wieder auf's Neue Spaß, an den die vielen Täler säumenden Sandsteinfelsen hochzukraxeln oder haltlose Schlotten zwischen den Wänden wieder hinunterzurutschen.
"Velikonoce ve Skalách" (zu deutsch: Ostern in den Felsen) heißt die Veranstaltung. Weil das aber außer den Eingeborenen kaum jemand aussprechen kann, ist sie hierzulande vornehmlich als "Prager Ostern" bekannt, schließlich zeichnet sich einer der großen Vereine der tschechischen Hauptstadt als Veranstalter aus.

Während in vergangenen Jahren wettermäßig schon alles dabei war, was sich Petrus nur ausdenken kann, war er dieses Jahr sehr gnädig und bescherte den Sportlern an allen drei Tagen ungetrübten Sonnenschein bei Temperaturen über 20°C. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Warteschlange am Stand für Bier und Kofola stets am längsten war.
Den Auftakt am Freitag bildete eine Mitteldistanz, zu deren Start die zahlreichen Teilnehmer reibungslos per Shuttlebus gebracht wurden. Das hatte was von Swiss-O-Week. Die Langdistanz am Samstag und der ähnlich lange Jagdstart am Sonntag fanden dann in den Wäldern links und rechts der Straße mit Zieleinlauf direkt auf der Wiese des Wettkampfzentrums statt.

Etwas schade war, dass das Gesamtergebnis bei den Eliteherren durch einen falsch hängenden Posten bei Etappe 1 etwas verzerrt wurde, denn die Dresdner Orientierungsläufer konnten hier durchaus mit der Konkurrenz mithalten, was Wieland Kundisch mit einem Sieg bei Etappe 2 bewies. Anna Holfeld landete in der D12-Endwertung denkbar knapp auf Platz 2, Cedrik Klein dafür in der H20 mit deutlichem Vorsprung auf Platz 1. Und Josef Neumann (H35, für Turnov startend) sowie Michael Löhning (H40) ergatterten ebenfalls einen der begehrten Podiumsplätze in einem ingesamt über 1500 Teilnehmer zählenden Starterfeld.

Per Flyer wurde bereits Werbung für die "Prager Ostern 2020" im Gebiet rund um die Burg Kokorin gemacht. Somit steht einer Fortsetzung der Ostertradition eigentlich nichts im Wege ...

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